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Propolis erfreut sich auch in der Veterinärmedizin immer größerer Beliebtheit. Trotzdem wissen viele Tierbesitzer nicht, ob und wofür Propolis bei Ihrem Haustier angewendet werden kann. Wir hatten die Möglichkeit ein Interview mit der bekannten Tierärztin und Buchautorin, Frau Dr. med. vet. K. Alexandra Dörnath zu führen. Sie wendet Propolis seit Jahren bei Wild-, Zoo- und Zirkustieren an. 

Frau Dr. Dörnath, Propolis erfreut sich beim Menschen immer größerer Beliebtheit. Aber selbst viele Tierhalter wissen nicht, dass Propolis auch erfolgreich bei ihren Haustieren angewendet werden kann. Wie sind Sie denn auf Propolis gestoßen?

Das ist eine sehr gute Frage! Es ist schon so lange her, dass ich mich gar nicht mehr ganz genau erinnere. Ich glaube, ein Imker wies mich damals auf Propolis hin.

Als erfahrene und renommierte Wildtierärztin haben Sie viel Erfahrung mit dem Einsatz von Propolis. Haben Wildtiere andere Beschwerden bzw. wogegen setzen Sie Propolis besonders erfolgreich ein?

Der Haupteinsatzbereich von Propolis in meiner Praxis sind Wunden. Gerade in Fällen, in denen Antibiotika nicht mehr wirken oder bei denen ich diese vermeiden möchte, setze ich Propolis ein. Wässriges Propolis brennt nicht auf Wunden. Ganz im Gegenteil, die Anwendung erscheint angenehm und lindernd. Diesen Effekt kann ich durch Selbstanwendung bestätigen. Für die Applikation auf Wunden empfehle ich 5-10%iges wässriges Propolis. Propolis kann auch oral eingenommen werden. Hierfür gibt es Pulver.

Was sind aus Ihrer Sicht die außergewöhnlichsten Tierarten, die Sie erfolgreich mit Propolis behandeln?

Ich habe Propolis bei Tieren von A bis Z – von Affe bis Zierfisch – angewendet: bei Vertretern aller Wirbeltierklassen (Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische), aber auch bei Vertretern der landlebenden Wirbellosen.

Ich zähle mal Tierarten aus meinem Gedächtnis auf, bei denen ich Propolis mit gutem Erfolg eingesetzt habe: Zwergplumplori, Afrikanischer Elefant, Degu, Chinchilla, Netzgiraffe, Gepard, Gelbbrustara, Wellensittich, diverse Wasserschildkrötenarten, diverse Landschildkrötenarten, Echsen wie Bartagamen, diverse Chamäleonarten (z. B. Jemenchamäleon, Pantherchamäleon), diverse Geckoarten (z. B. Kronengecko), Halsbandleguan, diverse Schlangenarten (sogar die Giftschlangenart Kapkobra), Kuba-Krokodil, Feuersalamander, Axolotl, Koi, diverse Vogelspinnenarten.

Für mich ist immer wieder erstaunlich, wie die Wirkung bei Schildkröten mit verletztem Panzer, also bei offenen Knochenwunden, ist.

Propolis hat ja auch ein allergenes Potential. Haben Sie damit auch schon Erfahrungen gemacht oder vertragen die meisten Ihrer tierischen Patienten Propolis sehr gut?

Zum Glück haben alle Patienten Propolis hervorragend vertragen. Allerdings weise ich immer auf das allergene Potential hin.

Das Arzneimittelgesetz verbietet jegliche Hinweise auf heilende Wirkung von Propolis. Wie sehen Sie dies als Tierärztin?

Das Arzneimittelgesetz („Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln“) definiert in seinem Paragraf 2 den Arzneimittelbegriff. Nach diesem Gesetz muss ein Arzneimittel als ein solches zugelassen oder registriert sein. Da Propolis weder eine Zulassung als Arzneimittel hat oder als solches registriert ist, sind Hinweise auf die heilende Wirkung des Präparates untersagt. Wenn ich Propolis anwende oder seine Anwendung empfehle, weise ich den Patientenbesitzer darauf hin, dass es sich hierbei um kein Arzneimittel handelt.

Frau Dr. Dörnath, vielen Dank für das Interview. 

Das Interview führte Michael Kutter


Über Dr. med. vet. K. Alexandra Dörnath:

Dr. med. vet. K. Alexandra Dörnath, geboren 1971, Tierärztin seit 1998, führt gegenwärtig die tierärztliche Überweisungspraxis Klein Mexiko für Zoo-, Zirkus- und Wildtiere sowie exotische Heimtiere in Bremen. Sie erwarb 1999 einen Master in Wild Animal Health (Wildtiergesundheit) am Zoo in London und promovierte danach bei Prof. Dr. Klaus Eulenberger über Immobilisationsverfahren und medikamentöse Ruhigstellung beim Gorilla. Frau Dörnath verfügt über internationale Erfahrungen in der Zoo- und Wildtiermedizin sowie im Artenschutz. So hat sie z. B. in wissenschaftlichen Freilandprojekten zu Ohrenrobben auf Galápagos, Walen in den Hebriden, dem Nagelmanati in Belize, dem Swift-Fuchs in Kanada, der Suppenschildkröte auf Hawaii, in Venezuela und Australien sowie in einer Wildtierauffangstation im Ecuadorianischen Regenwald mitgewirkt. Sie arbeitete tierärztlich in vier großen Zoos und in einem Delphinarium. Sie war Tierschutzbeauftragte des Zentrums für Marine Tropenökologie und betreute 6 Jahre lang Reptilienbörsen. Sie war Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes, der Zebra Foundation for Veterinary Zoological Education, von ERASMUS sowie von GOULD/Leadership Training Program Cornell University. Sie erhielt den Windsor Safari Park Student Award der European Association for Aquatic Mammals. 

Gegenwärtig ist sie Ansprechpartnerin für Behörden zu Fragen des Tier- und Artenschutzes sowie für Behörden und Einsatzkräfte zu Fund- und Gefahrtieren. Dr. Dörnath betreut einen Krokodilzoo, ein Schulvivarium, den Circus Belly und den Circus Voyage, berät diverse zoologische Einrichtungen, Tierheime sowie Auffangstationen. Sie berät im wissenschaftlichen Beirat eines deutschen Forsts für das Wildlife Estate Label zur Wildtiergesundheit. Frau Dörnath ist Tierschutzbeauftragte des Großen Circus Belly. Sie publiziert regelmäßig, hat eine eigene Kolumne („Neues aus Klein Mexiko“) in einer Fachzeitschrift, und ihre Expertise ist von den Medien (Print, Hörfunk, Fernsehen) gefragt. Sie wird regelmäßig für Vorträge gebucht. Bei SAT-1 hat sie eine eigene TV-Serie („Tierisches aus Klein Mexiko“). Ihre absolute Herzensangelegenheit ist der Ausnahmeschimpanse Robby.


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